Das Fließende
Vermoorte Feucht- und Streuwiesen mit einer besonderen Vegetation wie beispielsweise dem Wollgrass, zahlreiche, kleinere Rutschungen in steilerem Gelände sowie viele, tief in die Hänge eingeschnittene, unzugängliche und feuchte Tobel die grau-schmierig verwittern sind typische Anzeichen einer Flyschzone. Durch die überwiegend tonigen Segmente des Flyschs versickert Regenwasser nicht unmittelbar im Boden, sondern fließt zunächst oberirdisch ab. Die Verwitterungseigenschaften des Flyschs sind alles andere als solide und beständig! Das macht Erdarbeiten im Flysch bekanntermaßen extrem aufwändig und oft leider auch fortwährend.Der regelmäßige Aufbau und die schlingenförmig verbogenen Einzelschichten ohne das Nachbarschichten davon betroffen sind, macht das Flyschgestein im Oberallgäu einzigartig. Die Begründung hierfür ist in der Entstehung des Gesteins zu suchen.
Dachförmig und sanft geformt
Die Flyschzonen in Oberstdorf führen in zwei, dem Hauptkamm vorgelagerten Bändern von Osten nach Westen. Die meist aus Mergel-, Ton und Sandsteinen aufgebauten, nicht verwitterungsbeständigen und deshalb überwiegend sanft geformten Berge sind bis oben hin mit Gras oder Bäumen bewachsen. Die flachere Flyschzone verläuft von Hindelang kommend über den Straußberg, die Sonnenköpfe und dem Schnippenkopf weiter über die Hörnergruppe bis zum Piesenkopf oberhalb des Rohrmooses, wo die Gesteinsschicht mit etwa 2km Breite seine größte Mächtigkeit an der Oberfläche erreicht. Im Süden zieht sich der zweite Flyschstreifen immer den nördlichen Rand der Kalkalpen begleitend, über die Höllwiesen, das Söllereck und dem Fellhorn weiter zur Üntschenspitze im Kleinwalsertal.
Gute Nachbarn seit 100.000.000 Jahren
Die Gesteinsschichten Flysch und Helvetikum sind beide in der Kreidezeit vor ca. 100 Millionen Jahren entstanden. Dabei waren sie gar nicht allzu weit voneinander entfernt. Während sich das heutige Flysch auf sehr steil abfallenden Meereshängen in großen Wassertiefen ablagerte, auf denen regelmäßig Schlammlawinen die älteren Schichten überdeckten, entstand der Schrattenkalk im benachbarten, zum Festland hin flacheren Gewässer. Dabei bildete sich der Schrattenkalk in kalkhaltigem Flachwasser hauptsächlich aus Bruchstücken der Hartteile von Muscheln, Korallen und anderen urzeitlichen Riffbewohnern. In der Tertiärzeit, vor 65 bis 2,5 Millionen Jahren wurden die abgelagerten Schichten intensiv gefaltet und in Decken übereinander geschichtet.
Auf dem Edmund-Probst-Weg zum Freibergsee weisen die feuchten Streuwiesen und die unzähligen, kleinen Tobel besonders charakteristisch auf eine Flyschzone hin!